Der Mensch ist eine Insel

eine belebte Stadtinstallation

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In diesen „gemütlich apokalyptischen“ Zeiten einer noch nie erlebten globalen Pandemie, die den unaufhaltbaren Klimawandel im öffentlichen Diskurs verdrängt, fühlt sich jeder Mensch auf sich zurückgeworfen. Somit wird jede/r zu seiner eigenen Insel und versucht sich sein Leben so gut es geht auf dieser Insel, in dieser „neuen Normalität“ einzurichten und gegen Angriffe von Viren und Meinungen zu verteidigen.
Die Mitglieder des Stadtensembles präsentieren jeweils auf „Einpersonen-Inseln“ im öffentlichen Raum einzelne Performances unterschiedlichster Art: Gedichte, kabarettistische Beiträge, Tänze, Lieder, Musikstücke und Monologe. Auch die Kunst ist auf eine aseptische Insel verbannt. Die analoge Kunst ist die essentielle Nahrung der Kultur und sie braucht den analogen Menschen. Auf unseren Inseln rücken wir uns ins analoge Stadtbewusstsein.
Dabei richten wir uns nach den aktuellen Hygienestandards und schaffen dennoch eine künstlerische, belebte Installation. Wir machen die Not zur Tugend.
Die verschiedenen Acts dauern höchstens jeweils 15 Minuten und werden mehrfach an verschiedenen öffentlichen Plätzen und Flächen wiederholt.
Um Menschenansammlungen zu vermeiden, werden die einzelnen Aktionen, bis auf Tag und Stunde, nicht vorher durch die Medien örtlich angekündigt. Sobald die Abstandsregeln missachtet werden, lösen sich die Inseln wieder auf und wandern weiter.
So schaffen wir eine Stadtinstallation, die eine gemeinsame Form hat, aber die man niemals ganz sehen kann.
Begeben Sie sich auf Ihr persönliches Inselabenteuer!

Mitwirkende Regine Andratschke, Ulrich Bärenfänger, Gabriele Brüning, Svenja Ciliberto, Sophia Demming, Juliane Gaido, Hugo Gaido, Marlene Goksch, Christiane Hagedorn, Ruppe Koselleck, Anja Kreysing, Cornelia Kupferschmid, Rose Lohmann, Tashina Mende, Stefan Naszay, Thomas Nufer, Beate Reker, Jakob Reinhardt, Jonas Riemer, Gudula Rosa, Eva Schröer, Thomas Schweins, Carola v. Seckendorff, Carolin Wirth

idee Carola v. Seckendorff
künstlerische leitung Carola v. Seckendorff, Cornelia Kupferschmid
produktionsleitung Paula Berdrow
assistenz Laura Welle
ausstattung Sophia Debus
design Medlay
social media Constanze Wolff, Moritz Piepel, Caroline von Lengerke
presse- und öffentlichkeitsarbeit Wolfgang Türk
filmdokumentation Jens Krause

premiere Samstag, 29. August 2020
termin Sonntag, 6. September 2020
(Ersatztermin bei wetterbedingter Verschiebung: 12.09. )
dauer ca. 15 Minuten
ort Stadtraum an verschiedenen öffentlichen Plätzen; werden mehrfach wiederholt
zeit 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr

gefördert von Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRWKULTURsekretariat im Programm NEUE WEGE
Unterstützt durchTheater Münster
in kooperation mit Kulturamt der Stadt Münster

Kreysing und Koselleck präsentieren CORONADETOX

In ihrer allopathischen CORONADETOX-Performance stellen Kreysing und Koselleck für die Firma MeisterPHARM postpathologische Wege aus der herrschenden Corona-Krise in Aussicht. Impfung und Heilung werden zu einem einzigen wirksamen Präparat kombiniert, welches Zweifel zerstäuben hilft.

Das klassische in sanum subito Duplex Format wird vor Ort und für Sie auf einem roten Teppich unter der Wahrung aller (möglichen) Sicherheitsabstände getestet.

Mittels der fachgerechten und klinischen Applikation von Seraphinol und Kerygmal (als Pille oder Zäpfchen) werden dabei Passanten zu Probanden transformiert, indem sie durch ein non-infektionale Fiktion – kontaktarm und virensicher – kontaminiert werden.

Mit Anja Kreysing und Ruppe Koselleck

Die Gedichte „Der Blusenkauf“ von Otto Reuter und „Die Vergeltung“ von Annette von Droste-Hülshoff schildern beide ein Geschehen mit tödlichem Ausgang. Beim Blusenkauf fällt ein Ehemann der Entscheidungsunfähigkeit seiner Frau zum Opfer. In der Ballade „Die Vergeltung“ wird eine unmoralische Entscheidung auf verblüffende Weise „korrigiert“. Beide Gedichte sind szenisch aufbereitet.

Mit Beate Reker

„Ihr seid Gefangene eurer eigenen Erzählungen. Gefangene eurer Rachsucht, die sich an euch selbst rächt, so unstillbar wie sie ist.“

Carolin Emckes Monolog über die Freiheit ist eine Streitschrift gegen die Rechtfertigung von Hass und zeigt, wie unfrei diejenigen sind, von denen Rassismus und Ausgrenzung ausgeht.

„Ein Kommentar zur Stunde, zur grassierenden fremdenfeindlichen Gewalt“ (FAZ)

Die Uraufführung fand am 15.03.2019 im Schauspiel Köln im Rahmen der Inszenierung „Die Räuber“ in der Regie von Ersan Mondtag statt.

Carolin Emcke ist eine deutsche Autorin und Publizistin. Im Jahr 2016 wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Mit Carola v. Seckendorff und Cornelia Kupferschmid

© Juliane Gaido

Christiane Hagedorn spielt auf ihrer „Insel“ drei klassische Monologe der dramatischen Weltliteratur, die fließend ineinander übergehen, aus „Faust“, „Hamlet“ und „Dantons Tod“, Monologe zwischen Zynismus, Sinnkrise und radikalisiertem Denken bis zur Gewaltverherrlichung.

Was ändert sich beim Zuschauen/- hören, wenn die berühmten Texte- einst geschrieben aus männlichem Blickwinkel für männliche Schauspieler- heute von einer Frau gedacht und gesprochen werden, im öffentlichen Raum, mit großer Leichtigkeit, unprätentiös und klar, in direktem Kontakt mit den Menschen, die bereit sind, sich spontan darauf einzulassen?

Mit der Idee, als Frau in berühmte Männer-Rollen zu schlüpfen, erfindet die Münsteraner Schauspielerin das Theater gewiss nicht neu, aber sie macht in jedem Fall mit diebischem Vergnügen das, was sie schon immer mal wollte…

Mit Christiane Hagedorn

© Franz Kammer

Pandemiemonologe

Ältere Menschen sind als Risikogruppe durch eine Corona-Infektion besonders gefährdet. Egal, ob sie im Heim leben oder allein zu Hause: ihre sozialen Kontakte sollten sie auf das Nötigste reduzieren. Wie es ihnen damit geht, wissen wir eigentlich nicht.

Ich habe mit Maria (99), Christa (86), Ursula (86), Maria (83) und vielen anderen darüber gesprochen, wie sie diese Zeit erleben. Ihre Geschichten handeln von Angst und Hoffnung, Krieg und Maibowle und einem geheimnisvollen Tier im Blätterdach der Promenade…

Mit Eva Schröer

15 Minuten soll Sie sich nackt zeigen….

15 Minuten gewährt Gabriele Brüning einen Einblick in Ihr Seelenleben.

Ungefiltert, unkonventionell unzensiert:

Fräulein Else

Arthur Schnitzler

Ein Appetizer, ein Auszug aus dem atemberaubenden inneren Monolog der 19-jährigen Else, die vor einer unlösbaren Aufgabe steht.

Mit Gabriele Brüning

Gudula Rosa wird Werke des blinden Komponisten und Flötenvirtuosen Jakob van Eyck (* 1590, † 1657) spielen, der seine Solostücke für Blockflöte an lauen Sommerabenden auf dem Utrechter Janskerkhof (Niederlande) zu Gehör brachte.

Jacob van Eyck (ca. 1590–1657), der blinde städtische Glockenspieler von Utrecht, hat der Nachwelt in seiner zweiteiligen Sammlung „Der Fluyten Lust-hof“ beinahe 150 Solostücke für Blockflöte hinterlassen. Sein Werk besteht vorwiegend aus Variationsfolgen, die er über damals populäre Melodien schrieb. Das Variieren wurde anschaulich als „breken“ (brechen) bezeichnet: Die Noten des Themas wurden nach und nach in immer kleinere Notenwerte zerlegt, die Melodietöne wurden umspielt oder mit anderen Worten, diminuiert. Thema und Variationen wurden als „modo“ (italienisch für Art und Weise) bezeichnet.

An lauen Sommerabenden brachte van Eyck diese Werke auf dem Utrechter Janskerkhof zu Gehör. Im Frühling des Jahres 1649, kurz nach der Vollendung des Lust-hofs, gewährte ihm das Kapitel von Sint-Jan (Sankt Johann) dafür eine Gehaltserhöhung. (Thiemo Wind)

Mit Gudula Rosa

© Franz Kammer

Stellvertretend für die großen Dramatiker der klassischen Literatur entschuldigt sich Jonas Riemer auf seiner Insel der Schande. Eine Performance.

Mit Jonas Riemer

© Franz Kammer

Juliane Gaido, Violoncello

Hugo Germán Gaido, Gitarre

Juliane Gaido und Hugo Germán Gaido spielen Tangos der „Guardia vieja“. Damit sind Tangos aus der Entstehungszeit des Tangos, zwischen der Jahrhundertwende bis zu den 40 er Jahren gemeint. Das Besondere an dieser Musik ist, dass sie – wie kaum eine andere es schafft – „Protestsong“, Klagelied voller Heimweh und Liebeslied in einer tanzbaren Musik zu vereinen. Entstanden um die Jahrhundertwende am Río de la Plata in Argentinien schaffte es diese Musik innerhalb weniger Jahre auf der ganzen Welt bekannt zu werden.

Mit Juliane Gaido und Hugo Germán Gaido

© Carola v. Seckendorff

Mit Texten von Katharina Kern und Virginia Woolf setzt sich Marlene Goksch in Monologform damit auseinander, inwieweit der Körper die Identität, die Wünsche und Entscheidungen einer Person beeinflussen kann. Bin ich mein Körper? Bin ich mein Geschlecht? Bin ich meine Gedanken? Was davon gehört mir?

Mit Marlene Goksch

Eine Abarbeitung am Monologsprechen-
diesmal unter dem Vorwand das Publikum unterhalten zu können, auch wenn man als Schauspieler*in Monologe hasst und das dann auch mal sagen möchte! Als Monolog!

Mit Regine Andratschke

© Franz Kammer

Zwei Menschen, in diesem Fall Schauspielerinnen, stranden auf einer Insel. Oder nein, falsch, auf zwei Inseln. Wegen der Sache mit dem Abstand und so. Sie wollen beide Königin sein. Oder König. Egal. Hauptsache, die andere hört endlich auf, immer das Gleiche zu sagen, wie man selbst und sich aufzuführen, als hätte sie hier irgendwas zu melden. Weil es doch nur eine Königin geben kann. Oder König. Oder?

Es wird gekämpft, geschimpft, gezetert und auch mal musiziert, wenn zwei so royale Persönlichkeiten aufeinandertreffen. Ein Stück für groß und klein. Alt und jung. Denn wir wollen doch alle manchmal Chef sein. Und Recht haben. Und alleine bestimmen dürfen. Und überhaupt.

Mit Rose Lohmann und Carolin Wirth

Sophia

Sophia Demming wird zwei Szenen aufführen, die in der Zeit des Corona-Lockdowns spielen.

Szene 1: Eine Schülerin schildert die erzwungene Distanz, das „Zuhausebleiben“ und ihre Empfindungen in Bezug auf ihre Familie.

Szene 2: Dieselbe Schülerin schildert, wie sie beim Einkaufen ihre Freundin trifft, die ihrerseits von ihrem Lockdown zu Hause und dem Erlebten berichtet hat.

Im Gegensatz zu ihren eigenen Empfindungen geht es ihrer Freundin in dieser Lebensphase sehr schlecht. Sie ist dem Schmerz schutzlos ausgeliefert.

Hannes

Hannes Demming nimmt das Bild der Insel wörtlich. Der Insulaner (Distanz durch Sprache, Alter, Familiensituation) legt Wert auf seine Insellage, schreitet mit Spiegel und Mundharmonika die Küsten seiner Insel ab, Texte in Hochdeutsch, Niederdeutsch, Lateinisch, Altgriechisch, Niederländisch, Englisch rezitierend, Pausen machend, mitten auf der Insel musizierend, Annäherungsversuche mit dem Spiegel abweisend. Er schützt sich selbst mit der Kunst, ist dabei glücklich.

Mit Sophia Demming und Hannes Demming

Ausgehend von dem John Donne Text „No man is an island, entire of itself…“ (aus Meditation XVII) wird sich Stefan Naszay am Titel abarbeiten.

In Form eines Gegentextes, einer Weiterführung des Originaltextes, eine Art Metamorphose, den er mit Megafon bewaffnet performt. Die Insel abschreitend, mit Mundschutz, einen Koffer voller Ziegelsteine schleppend, baut er sich auf seiner Insel improvisierend Objekte, mal mauerähnlich, mal brückengleich. Dazwischen das Lied „die Gedanken sind frei“ trällernd und improvisierend.

Das immer wieder neu anfangen, das Weiterziehen und Gewicht schleppen, die körperliche Erschöpfung sind Teil der Gesamtperformance.

Mit Stefan Naszay

Telemanns „Fantasien für Violine solo“ bilden eine vielfältige Sammlung von zwölf Stücken. Sie folgen jeweils zur Hälfte dem Modell der ‘Sonata da chiesa’ und der ‘Sonata da camera’. In diesem Rahmen breitet Telemann eine Fülle von stilistischen Gestaltungsmöglichkeiten seiner Zeit aus, die die Sammlung zu einem umfassenden Kompendium der Violinmusik des ausgehenden Barocks machen. Die Fantasien schlagen einen musikalischen Bogen, der von der Lebenslust polnischer Spielleute über italienische und französische Anklänge bis zur neuen Musik des empfindsamen Zeitalters reicht.

Mit Svenja Ciliberto

© Franz Kammer

Was mir in dieser Zeit am meisten gefehlt hat und immer noch fehlt? TANZEN. Mit anderen Menschen. Sich gemeinsam zur selben Musik zu bewegen. Non-verbale Kommunikation. Austausch von Energie. Blickwechsel. Inspiration. Flirten.

Das Wort Dis(s)Dancing beinhaltet auch das Wort „dissen“ für herumpöbeln, kritisieren.

Eigentlich hat es mich persönlich gar nicht so hart getroffen, aber ich disse das Dissen von diesen ganzen unentspannten Arschgeigen, die das Klopapier gehamstert haben. Die Lamoyanz der Wohlstandgesellschaft. Ich disse die, die panisch ihren Ego-Trip gefahren sind. Von der Angst getrieben. Vielleicht disse ich mich damit auch selbst. Diese Phase liegt nun ein paar Wochen zurück.

Und jetzt disse ich Fragen, die mich umtreiben:

Warum darf ein Flugzeug wieder vollbesetzt die Atmosphäre verpesten und im Theater werden die Auflagen nochmals verschärft?

Ich möchte die Zuschauer*Innen einladen gemeinsam zu tanzen. Ich möchte es ermöglichen wieder die Gruppe zu spüren, das Kollektiv. Aber es wird auch konfrontativ. Sie müssen es auch aushalten gedisst zu werden, sich in meinem „Diss“ wiederzuerkennen, oder direkt angesprochen und gefragt zu werden.

Mit Tashina Mende

Tashina Mende

© Theresa Paul

Von einer Kanzel sprechend wird Thomas Nufer als Priester einen Tier-Bittgottesdienst mit einer Schweigeminute abhalten für die geschlachteten Tiere. Dabei liegt vor ihm ein künstlicher Tierkörper, auf dessen Schnauze eine Schweinemaske angebracht ist. Bei Bedarf zieht er sich diese Maske über und wandelt sich in einen Schweine-Priester, der zu den Menschen spricht.

Neben eigenen Texten werden auch Worte aus der Bibel verwenden und Schlachthofgeräusche und Orgelkantaten einsetzen.

Mit Thomas Nufer

Wer hat heute und zurzeit nicht das Gefühl, gestrandet zu sein. Angekommen in der Sackgasse, alles ist eng, der Urlaub in Deutschland möglich und nicht in Brasilien.

Wie damals bei Robinson Crusoe und wie mag er sich gefühlt haben. Es hat ihn ein Sturm an eine unbekannte Küste gespült und dort beginnt ein neues Leben mit neuen Herausforderungen. So oder so ähnlich scheint es uns heute zu gehen. Sind wir nicht alle Robinsons oder Freitage???? Angespült von einer Corona Situation und alle leben in einer Insel von anderthalb Metern Sicherheitsabstand.

Und was liegt da näher, als aus alten Geschichten und der Vergangenheit zu schöpfen. Wie hat Robinson Crusoe die Situation gemeistert, allein und mit neuen Herausforderungen???

Aus dem Roman vorlesend und mit eigenen Geschichten und Erfahrungen gespickt, entsteht eine Lesung und ein Monolog, wie man sein Leben wieder in den Griff bekommt und durch Yogahaltungen wieder mehr in seine Mitte kommt und dadurch handlungsfähig wird. Jeder kann das schaffen!!! Werden wir alle starke und schöpferisch inspirierte Inselbewohner!!!!

Mit Thomas Schweins

© Franz Kammer

Die beiden Performance-Künstler singen, musizieren, performen und rezitieren Tierisches. Bekanntlich ist der Mensch dem Menschen ein Wolf und gleichzeitig sieht er in der Tierwelt so viel Menschliches.

Freuen Sie sich auf ein musikalisches, unterhaltsames, tragikomisches …eben „tierisches Vergnügen“!

Mit Ulrich Bärenfänger & Jakob Reinhard

© Franz Kammer

Impressionen

Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRWKULTURsekretariat