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„Der Mensch wird
am Du zum Ich“

– Martin Buber

Wir haben in diesem zweiten Jahr der Pandemie lernen müssen, mit Isolation und Vereinzelung zu leben – und in Kunst und Kultur mit der anhaltenden Unmöglichkeit analoger Events. Ein stetiges Gefühl des Getrenntseins, des Abgeschnittenseins vom gesellschaftlichen Leben ist Alltag geworden: Die „neue Normalität“. Die Sehnsucht nach den anderen, der Begegnung und dem analogen Austausch, um sich wieder vollständig und ganz zu fühlen, wird immer größer.

Das Stadtensemble reflektiert künstlerisch, auf bewährte Art im öffentlichen Raum, auf vielfältige Weise diesen Zustand.

Es zeigt künstlerische Kabinettstückchen, Szenen, Performances, Duette und Dialoge, die eigentlich nur zu zweit funktionieren. Hier werden sie durch so viel Raum getrennt von ihrem jeweiligen Gegenüber, auf zerrissenen „Inseln der Sehnsucht“ performt, dass das Publikum in Bewegung die jeweiligen Performances in seiner eigenen Vorstellung wieder zusammensetzen muss.

Die einzelnen Performances werden in einem Zeitraum von zwei Stunden mehrfach wiederholt.

Wann? Wo? Wie?

Sonntag, 29. August, 15.00 – 17.00 Uhr
Sonntag, 5. September, 15.00 – 17.00 Uhr
Wetterbedingter Ersatztermin: Sonntag, 12. September, 15.00 – 17.00 Uhr
Im Stadtraum Münster

Performances und Orte

Regine Andratschke / Thomas Schweins

Zwei verlieren sich. Zwei Halbstarke und bestens vorlaut auch zaubernde Lehrlinge. Die vom Zauberer, der kurz weg ist. Jetzt ist die Not groß, weil jeder das Wort vergessen hat, dass den Zauber rückgängig macht! Wo ist der andere Kollege ? Kann er mir helfen???? Hört er mich???? Nass und nässer wird‘s…..

Termin: 29.08 + 05.09

Beate Reker / Melanie Lopez

In einer Collage aus Tanz und Gedichten setzen sich die Tänzerin Melanie Lopez Lopez und die Schauspielerin Beate Reker mit den Gefühlen von Sehnsucht und Einsamkeit auseinander, die gerade in Pandemiezeiten für viele Menschen präsent sind und waren.
Räumlich voneinander getrennt, kreieren die beiden mit den Mitteln der Kunst Bilder, die diese Gefühle auf verschiedenen Ebenen sinnlich erfahrbar machen. Ein Versuch also, auf diese Weise Distanz zu überwinden.

Termin: 29.08 + 05.09

Christine Rudolf / Jürgen Knautz

Wir spielen als Duo (Violine, Gitarre) Lieder und Stücke, die sich um Beziehungen und Liebe drehen.
Jeder für sich macht Musik, aber erst wenn der Zuschauer/Zuhörer den richtigen Platz zwischen uns gefunden hat, kann er die beiden Teile zu einem zusammensetzen und erkennt, um was für Lieder es sich handelt.
So wird aus zwei einzelnen Musikern ein Ganzes.

Termin: 29.08

Gabi Sutter / Markus v. Hagen

Um ein Publikum zu neuen Sehgewohnheiten zu animieren, bieten sich Szenen an, in denen die Zweisamkeit, das Zusammenfinden Thema ist. aber durch andere Auflösung verfremdet wird.
Besonders geeignet für eine Szene, die sich das Publikum nur als zu zweit gestaltete vorstellen kann, ist eine solche, die eben jenem Publikum bereits bekannt ist. Darum werden wir bei unserer Performance aus einem möglichst allgemein bekannten Theaterstück inszenieren, und zwar eine Szene, die geradezu als Inbegriff der Zweisamkeit gilt. (William Shakespeare: Romeo und Julia II, 2; sogenannte ‚Balkonszene‘) Dabei wird jede der beiden Figuren so agieren, als ob ihr jeweiliges Pendant mit ihr auf der Bühne ist, die Schauspieler aber durch leichte Irritationen in Blick und Gestus verdeutlichen, dass sie ihren jeweiligen Partner bzw. Partnerin suchen und nachgerade bzw. vermissen. Damit wird sowohl die offensichtliche Trennung von etwas, das genuin zusammengehört, verdeutlicht, als auch die Irritation, die genau diese Trennung auslöst bzw. die unzulänglichen Möglichkeiten, sie – im wahrsten Wortsinn – zu ‚überspielen‘.

Termin: 29.08

Juliette Bonaiy / Tomi Basso

Juliette Boinay, Tänzerin/ Choreografin und Tomi Basso, Musiker/ Musikpädagoge, beide tätig als Dozenten im Kreativ-Haus in Münster kennen aus eigener Erfahrung des zurückliegenden Jahres die erzwungene Isolation, welche, bei der Verfolgung ihrer künstlerischen Projekte in den gleichen Räumlichkeiten ihrer Weiterbildungseinrichtung dazu führte, sich gemeinsam einsam zu fühlen.
Diese selbsterlebte Abgrenzung dient beiden Künstlern als Ausgangspunkt, sich mit diesem Thema eingehender zu beschäftigen und sich bei der Entwicklung des Events der Frage nach den Gefühlen wie Angst, Frust, Traurig- und Hoffnungslosigkeit während des „Lockdowns“ zu stellen.
So entsteht der Versuch der beiden Künstler, diese besondere Gefühlslage künstlerisch aufzuarbeiten und in diesem „Duett“ der beiden Protagonisten einfließen zu lassen.

Durch diese Form entsteht so eine besondere Art des zufälligen, spontanen Dialogs, den beide auf ihrem Teil der „zerrissenen Insel“ miteinander führen.

Termin: 29.08 + 05.09

Juliane und Hugo Gaido

Beide MusikerInnen sitzen mit Abstand zueinander. Der Gitarrist spielt eine sogenannte „Silent Guitar“ (das Instrument ist ohne Verstärkung nicht zu hören). An der Gitarre ist ein Sender angebracht, der mit einem kleinen Lautsprecher verbunden ist, der auf der Celloinsel steht. Das Cello muss mit dem Lautsprecher gemeinsam musizieren, aus dem die Begleitung erklingt, der der Cellistin ein gemeinsames Musizieren „vorgaukelt“. Das „musikalische Ergebnis“ des Duos ist nur bei der Celloinsel zu hören.

Termin: 29.08 + 05.09

Sophia Demming / Annette Roth

Dreifacher Versuch von Problemlösungen anhand zweier bekannter Fabelstoffe und einer frei erfundenen Handlung, das Ganze in Dialogform.

Termin: 29.08 + 05.09

Ingo Rohrbacher / Michael Holz

In zwei engen Spielräumen sind zwei Performer mit sich selbst beschäftigt. Sie bewegen sich im Kreis, kreisen um sich selbst und ihre kleine Welt. Sie schreiben, malen, komponieren vor sich hin, ohne zu wissen, für wann und für wen. Zwischendrin halten sie inne und kontrollieren die Abstände eventueller Umstehender, abhängig von zufällig gezogenen Zahlen. Es gibt einzelne Versuche, etwas darzubieten, die aber immer wieder abbrechen, weil jeder der beiden Darbietenden nur eine Hälfte der Texte/Melodien hat und die Präsenz und Mitwirkung eines Spielpartners fehlt.
Immer wieder werden kleine Alltagshandlungen, die die neuen „Höhepunkte“ des Lockdownlebens waren groß und genüsslich zelebriert. Zum Beispiel werden so das Essen eines Stücks Schokolade oder das Backen eines Brotes ausgiebig zelebriert und inszeniert.
Dem Publikum wird zum Schluss vielleicht etwas mehr Nähe erlaubt, aber das hängt von den Zahlen ab. Wobei der Null eine ganz besondere Bedeutung zukommt.

Termin: 29.08 + 05.09

Andi Substanz / Stefan Nászay

Zwei rote Inseln mitten in der Stadt. Orte der Begegnung im Spiel miteinander.

Es läuft eine Partie Mensch ärgere Dich nicht. Zwei Spieler versuchen , trotz großer Entfernung, das gemeinsame Spiel aufrecht zu erhalten Die korrekten Spielregeln werden verlesen, die Performance nimmt ihren Lauf.

Termin: 29.08 + 05.09

Carola v. Seckendorff / Cornelia Kupferschmid

Die größte Abänderung der historischen Begebenheiten in Schillers Drama „Maria Stuart“ ist die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, die sich im 4. Auftritt des 3. Aufzuges vollzieht. Beide haben sich nie von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden, doch Schiller baut diese Stelle als Spannungspol und Höhepunkt des Dramas ein.

Carola v. Seckendorff und Cornelia Kupferschmid trennen diese Begegnung wieder und spielen jedoch jede für sich im Loop die jeweils andere sehnsüchtig herbeischillernd und so wird der Höhepunkt des Dramas auf neue Weise plastisch und lebendig.

Termin: 29.08 + 05.09

Ulrich Bärenfänger / Jonas Riemer

Zwei Redner (stehen wie geplant voneinander entfernt) interviewen sich gegenseitig mit Inhalten, die Ihnen über Ohrstöpsel zugetragen werden. Die Nähe zur Bundestagswahl wird die Inhalte bestimmen. Beim ersten Hinschauen des Zuschauers sieht es so aus, als würde die betreffende Person angeregt telefonieren, aber der bewusste Wechsel zur anderen Person macht schnell klar, dass es hier einen thematischen Zusammenhang und eine Brisanz gibt. (Arbeitstext)

Termin: 29.08 + 05.09

Gregor Bohnensack / Michael Kolberg

Der Gitarrist Michael Kolberg agiert mit Gregor Bohnensack (Zugtrompete, Percussion und Text) auf zwei Inseln. So erst entsteht, sich zwischen den Inseln bewegend, für die ZuschauerInnen, ein Ganzes. Das Figurenmonoment von Bert Gerresheim am Horsteberg am Dom mit dem eigenwilligen Kreuz bildet dazu die Kulisse. Kolbergs elektronische Sounds verhalten sich mal unterstützend, mal kontrapunktisch zu den Aktionen Bohnensacks. Zerrissenheit wird auf diese Weise auf verschiedenen Ebenen deutlich.

Termin: 05.09.

Gregor Bohnensack / Susanne Rafael

Susanne Rafael liest Gedichte und spricht von der “gottverlassenen Welt”. Dabei hat sie die Statue des Kardinals (von Galen), von ihrem Dreiradtandem rezitierend, fest im Blick. Auf einer anderen Insel agiert Bohnensck mit Posaunenklängen und percussiven Interventionen. Es tauchen Momente von Aufbegehren und Einsamkeit auf, wo sonst Marktgeschehen und Gottesdienstbesuch einander abwecheln. Ein dissonannter “Weltenklang“ – so der Titel eines Gedichts von Susanne Rafael – entsteht.

Susanne Rafael schreibt über das Duo:
Ich selbst bin seit einem Autounfall 1973 körperbehindert und insbesondere durch die Lähmung des linken Arms sehr beeinträchtigt. Meine Sprache, mit der ich Textbruchstücke in poetische Schriftstücke verwandle, will hierbei auch ein Instrument zur Offenlegung gesellschaftlicher Missstände sein. Beim Bläser Bohnensack haben, bedingt durch eine Muskellähmung der rechten Hand, die Klang- Aktionen eine Veränderung erfahren. Mit dem je eigenen Handicap bilden wir ein Team: So ist er mit seinem Spiel mein Gegenüber, der ton-angebende Begleiter.

Termin: 29.08

Gabriele Brüning / Tilman Rademacher

Was führt und was hält ein Paar zusammen? Was hilft dabei lange und in Einigkeit mit einem Mann oder mit einer Frau zusammen zu leben? Humor!! Ein Muss!! Eine notwendige Eigenschaft, ein unumstößlicher Wert, der zusammenhält. Führen Sie zusammen, was zusammen gehört, sofern es sich zusammen führen lässt, wenn ein Ehepaar einen Witz erzählt ……

Termin: 29.08 + 05.09

Gudula Rosa / Christian Bo Salle

„Ein Lully wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; nur Telemann allein ist über alles Lob erhaben“ – so der wortgewaltige Kritiker Johann Mattheson 1740 über den Komponisten Georg Philipp Telemann, der schon zu seinen Lebzeiten einer der berühmtesten Komponisten und der bedeutendsten musikalischen Repräsentanten seiner Zeit war. Über sein spannendes Leben als autodidaktischer Komponist, Blumenliebhaber, Musikdirektor, Opernchef, Musikverleger, Konzertveranstalter, Dichter und Lehrer erzählt seine Autobiographie, aus der Christian Bo Salle auf der einen Inselhälfte rezitieren wird. Die gesprochenen Worte verweben sich mit Tönen und Klängen der Fantasien Telemann’s, die auf der anderen Halbinsel durch Gudula Rosa (Blockflöte) erklingen werden. Je nachdem, wo der/die Zuhörer*in steht und lauscht, verschmelzen Leben und Werk Telemann’s zur Einheit.

Termin: 29.08 + 05.09

Anja Kreysing

Eine Performance für Akkordeon, Posaune und ZippZapp von und mit this honourable fish (Helmut Buntjer und Anja Kreysing)

Termin: 29.08

  1. Figurenmonoment von Bert Gerresheim, Kreuzigungsgruppe Dom
  2. Erbdrostenhof
  3. Kardinal-von-Galen-Denkmal
  4. Lambertikirche
  5. Dominikanerkirche
  6. Überwasserkirche – Freie Fläche
  7. Stubengasse / Klemensstrasse vor dem ehemaligen Testzentrum gegenüber des Stadthauses
  8. Landesmuseum / Kunstverein und Aegidiiplatz, ehemalige Moore-Skulptur
  9. Ecke Domgasse Skulptur Rotes Tor
  10. Historisches Rathaus Münster
  11. Horsteberg rauf und runter
  12. Picasso-Platz
  13. Ecke Horsteberg / Spiegelturm
  14. Westfassade versus Figurenmonoment
  15. Fürstenberg-Denkmal / Pferdegasse
  16. Domplatz Floyd Cafe Kunsttoilette – Haupttor Dom

Fotos

Konzept Carola v. Seckendorff
Künstlerische Leitung Carola v. Seckendorff, Cornelia Kupferschmid
Produktionsleitung Luisa Thumm, Franz Bernhard Schrewe
Ausstattung Sophia Debus, Jakob Baumgartner
Design medlay
Social Media Constanze Wolff, Caroline von Lengerke, Moritz Piepel
Performance Christine Rudolf, Jürgen Knautz, Gabriele Brüning, Tilman Rademacher, Beate Reker, Melanie Lopéz, Jonas Riemer, Ulrich Bärenfänger, Gudula Rosa, Christian Bo Salle, Juliane Gaido, Hugo Gaido, Michael Holz, Ingo Rohrbacher, Anja Kreysing, Sophia Demming, Gregor Bohnensack, Wolfgang Konerding, Regine Andratschke, Thomas Schweins, Stefan Naszay, Sarah Giese, Juliette Boinay, Tomi Basso, Markus v. HagenMichael Kolberg, Susanne Rafael, Gabi SutterAnnette RothCornelia KupferschmidCarola von Seckendorff

p/ART/ed im Rahmen von HERZGLUT wird im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR und dem Kulturamt Münster gefördert.